Stadtgeschichte

Das Tor zum Schwarzwald

Reiche Historie

Ein Fluss schreibt Geschichte

Jahrhunderte prägte das Wasser die Stadt und die Menschen die dort lebten. Hier begann die Eroberung des Schwarzwaldes und die Reise auf die Märkte der Welt. Im Hochmittelalter schrieb es deutsche Geschichte, als das vom Calwer Grafen gestiftete Hirsauer Kloster zu einem der einflussreichsten Klöster Deutschlands zählte und im berühmten Investiturstreit zwischen Papst und Kaiser mitmischte. 

Die Stadt war schon damals ein Tor zum Schwarzwald, als von diesem Kloster aus, das Mittelgebirge urbar gemacht wurde und immer mehr Siedler in den dichten Urwald vordrangen, um so den Schwarzwald zu erschließen. Begünstigt von der Lage am Wasser war Calw über Jahrhunderte mit Holz- und Salzhandel sowie Tuchherstellung wirtschaftlich sehr erfolgreich. 

Von Grafen und Äbten

Das Kloster in Hirsau

Vermutlich um 830 entstand das erste Aurelius-Kloster in Hirsau an der Nagold nördlich der heutigen Kernstadt. Die Stiftersippe geht später im Geschlecht der Grafen von Calw auf.

Diese entwickeln sich zu einem der einflussreichsten Herrschergeschlechter des Hochmittelalters im deutschen Südwesten. Um 1075 gründen sie das Kloster Hirsau neu. Südlich von Hirsau, auf einem kahlen Berg - althochdeutsch chalawa - errichteten sie eine Burg, deren nahegelegene Handwerkersiedlung die Keimzelle der späteren Stadt Calw wird.

Unter dem genialen und hoch gelehrten Abt Wilhelm stieg die Benediktinerabtei im 11. Jahrhundert zu einem der größten und einflussreichsten Klöster Deutschlands auf und spielte im berühmten Investiturstreit zwischen Papst und Kaiser eine große Rolle.

Flösser und Tuchmacher

Einstiges Handelszentrum

Eingezwängt in das enge Nagold-Tal, mussten sich die Calwer schon immer Etwas einfallen lassen. Landwirtschaft war und ist bis heute kaum möglich, also besann sich die Bevölkerung im Mittelalter auf Handwerk und Handel.

Begünstigt von der verkehrsgünstigen Lage am Wasser und geprägt von protestantischer Arbeitsethik waren die Calwer darin über Jahrhunderte so erfolgreich, dass das Städtchen im 17. Jahrhundert zum bedeutendsten Wirtschaftszentrum Württembergs aufstieg.

Lange Tannen- und Kieferstämme wurden über die Flüsse nach Holland und England geliefert, wo sie für den Schiffsbau verwendet wurden. Ebenso wurde über Jahrhunderte in Calw gewebt, gewalkt, gefärbt und gekämmt - die Tuchherstellung wurde besonders durch die Calwer Zeughandelscompagnie zu einem einträglichen Geschäft.

Dichter und Persönlichkeiten

Die Stadt der Käpsele

Als Heimat Hermann Hesses –  beschrieben und verklärt in unzähligen seiner Dichtungen –  ging Calw in die Weltliteratur ein und wurde so für Millionen von Hesse-Freunden auf allen Kontinenten zu einem Begriff. Calw hat aber nicht nur den weltbekannten Literaturnobelpreisträger hervor gebracht. Vor und nach ihm lebte an der Nagold eine beeindruckende Zahl von Geistesgrößen:  Dichter wie er, aber auch Forscher, Theologen und Maler.

Johann Valentin Andreä (1586 - 1654) galt als einer der einflussreichsten Theologen seiner Zeit, Kirchenhistoriker sehen in ihm einen Vorboten der Aufklärung und Vorläufer des Pietismus.

Die wissenschaftlichen Leistungen von Josef (1732-1791) und Carl-Friedrich (1772-1850) von Gärtner sind gar nicht hoch genug einzuschätzen. Vater und Sohn widmeten ihr Leben der Botanik und beeinflussten mit ihren bahnbrechenden Grundlagen-Forschungen Charles Darwin mit seiner Evolutionstheorie wie auch die Mendelsche Vererbungslehre.

Emilie Uhland (1799-1881) – Gefährtin und Biografin des Schriftstellers Ludwig Uhland entstammt der reichen Calwer Familie Vischer. Sie ermöglicht ihrem Mann eine finanziell unabhängige schriftstellerische und politische Arbeit.

Rudolf Schlichter (1890 - 1955) galt mit seinen vielfach schockierenden und fetischistisch-masochistisch gefärbten Bildern als Bürgerschreck; die Nazis verboten seine Bücher, und seine Bilder galten als entartet.

"Die Stadt ist ziemlich schön. Vom Westen  sind die Berge aber so nahe, dass man von dannen fast einen Stein auf den Marktplatz werfen kann."
Martin Crusius Tübinger Historiker, 1595